Nachhaltigkeit im Tourismus

Solarenergie, Vertikalgärten und Toiletten mit Regenwasser: Immer mehr Hotels geben sich umweltbewusst. Nachhaltigkeit kommt an - und muss keineswegs teuer erkauft sein. Doch was ist Nachhaltigkeit und wie lässt sich diese in "mehr Gäste" und besseren Ertrag verwandeln? Hier erhalten Sie Tipps und Informationen auch zu Fördermitteln. Dieses Angebot ist eine Initiative der tietz&schreiner Unternehmensberatung GmbH unter Einbindung weiterer Partner, weitere Informationen hierzu finden Sie unter "Team".


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Mittwoch, 20. April 2016

Nachhaltigkeit im Budget Segment


Dem Thema Nachhaltigkeit wird oft unterstellt, dass es nur im Hochpreissegment umsetzbar ist.
Ich habe mich im Budgetsegment umgeschaut und vom ersten Schritt bis zur Umsetzung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzeptes erfolgreiche Beispiele gefunden. (Es gibt sicher noch mehr- kein Anspruch auf Vollständigkeit, d.Red.)
 
Nachhaltigkeit in Hostels - Kostensenkung oder Überzeugung
In Hostels, finden wir, wie z.B. bei den A&O Hostels mit der sogenannten „Eco Reinigung“ erste Ansätze für einen bewussten Umgang mit Reinigungsmitteln. Die reduzierte Bleibe-Reinigung der Zimmer kritisieren allerdings  Hotelexperten, da damit aus ihrer Sicht der Reinigungsstandard nicht hoch genug ist. Die Betreiber argumentieren mit der Angemessenheit im Segment und dem Ökologie Gedanken. Die Kostenersparnis ist sicher ebenfalls ein Motiv, aber am Ende, wissen wir, entscheiden die Gäste, ob und welche weiteren Schritte folgen.

Jugendherberge und Umweltschutz
Diese Thema ist nicht mein erster Gedanke, wenn ich an Jugendübernachtungen denke und doch setzen die „Umweltjugendherbergen“ seit Jahren ein Konzept mit umweltpädagogischen Themen, regionalem, saisonalem und ökologischem Lebensmitteleinkauf, nachhaltigem Umgang mit Ressourcen und transparente CO2 Bilanzen. Hier wird allerdings auch mit sog. Kompensationsleistungen gearbeitet, um die CO2 Bilanz auszugleichen, da die sonst notwendigen Investitionen häufig das Budget überschreiten.
Im letzten Jahr wurde zudem die Pilotphase des DJH Nachhaltigkeitskonzeptes im Landesverband Unterweser-Ems erfolgreich abgeschlossen. Mit der Entscheidung weiterer 12 Landesverbände, sich diesem Konzept anzuschließen sind die DJH in diesem Segment federführend in der Realisierung einer ganzheitlichen, nachhaltigen Organisation und wurden hierfür bereits 2014 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Nachhaltigkeit in Kettenhotellerie - Budgetsegment
Gehen wir in die Kettenhotellerie können erste Nachhaltigkeitsbemühungen zum Beispiel in der
Accor Gruppe mit der Initiative Planet 21, auch im Budget-Segment nachvollzogen werden. Hier wird von 7 Kategorien: Gesundheit, Natur, Emission, Innovation, Region, Arbeitsplatz und Dialog ausgegangen und das Nachhaltigkeitskonzept bereits breiter gefasst. Die realisierten Maßnahmen reichen dann unter Anderem von ökologischen Ausstattungen und Reinigungsmitteln, über Präventionsmaßnahmen für Mitarbeiter bis zur Nutzung erneuerbarer Energien. Inwiefern dies bereits buchungsrelevant für Gäste ist, ist bisher nicht verifiziert.

Nachhaltigkeit als buchungsrelevantes Kriterium 
In den gängigen Buchungsportalen gibt es bisher kein Kriterium „Nachhaltigkeit“, bzw. dies bei Gästen vor Ort abgefragt wird, sondern lediglich einzelne Gästemeinungen, die dies berücksichtigen. Auch hier ist es noch ein weiter Weg und Gäste werden bekanntermaßen nicht gern missioniert. Dies konnten schon bei diversen Studien zum Thema gesunde Ernährung bewiesen werden. Nur wer als Gast ohnehin Wert auf biologisch angebaute Produkte oder eine vegetarische Ernährung legt, wird diese Leistung auch als buchungsentscheidendes Kriterium anlegen. Auch wenn aus den Ergebnissen der Reiseanalyse, RA online, 11/2013 hervorgeht, dass 61% der deutschsprachigen Bevölkerung gern ihre Urlaubsreise nachhaltiger gestalten würden und es bereits 22% tun. Hier klaffen, aus meiner Sicht, Wunsch und Wirklichkeit, und die ggf. damit einhergehenden Einschränkungen in Art und Auswahl des Urlaubszieles, gewaltig auseinander.
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Drittel der westlichen Bevölkerung zu den sog. LOHAS zählen und damit Gesundheit und Nachhaltigkeit zu ihren Werten zählen und diese auch in Lifestyleangeboten realisiert wissen wollen, wissen wir jedoch, wie groß das Gastpotential für nachhaltige Gastgeber theoretisch ist.  

Corporate Social Responsibility in der Tagungshotellerie
Wenn wir in das Segment der Tagungshotellerie schauen, geht es sogar soweit, dass, wie im Scandic Hotel, Beschwerden eingehen, weil Tische zum Frühstück nicht mehr eingedeckt sind und der Grad der Selbstbedienung vergleichbar wird mit dem im Budget-Hotel Segment. Gäste verstehen, trotz intensiver Aufklärungsbemühungen
Aufklärung durch Beschilderung an Grünpflanzen

oft nicht, warum sie persönlich zu einem Verzicht aus ihrer Sicht genötigt werden. Es interessiert diese Gäste dann nicht, um wieviel die Belastung mit Schadstoffen durch weniger Weißwäsche sinkt und damit die Umwelt geschont wird, weil ihr eigenes Verantwortungsbewusstsein hier nicht greift. So wird zwar den CSR Richtlinien vieler Organisationen Genüge getan- der einzelne Gast bleibt jedoch manchmal unzufrieden zurück.
Deshalb gehen einige andere Gastgeber wieder dazu über mit sog. Kompensationsleistungen zu arbeiten, um die CO2 Bilanz entsprechend zu regulieren. Um im hart umkämpften Tagungsmarkt bestehen zu können, lassen sich viele Gastgeber auf Kompromisse bzw. eine Differenzierung in den zielgruppengerechten Angeboten und einen unterschiedlichen Grad von Nachhaltigkeit ein. Inwiefern dies dann als sog. Greenwashing angesehen wird, muss meiner Meinung nach jeder für sich entscheiden. Die grundsätzliche Herausforderung im Thema Nachhaltigkeit besteht in der Umsetzung der theoretischen Inhalte und deren Akzeptanz durch Gäste und Mitarbeiter. Wenn Nachhaltigkeit nicht gelebt wird, kann der Inhalt theoretisch noch so gut gedacht sein, die Realität wird diese nicht abbilden. Inwiefern bei Kompensationsleistungen für CO2 -ilanzen, reduziertem Reinigungsmitteleinsatz, teilweiser Verarbeitung regionaler und biologisch angebauter Lebensmittel, ergänzenden Ökostromnutzungen überhaupt von Nachhaltigkeit gesprochen werden kann, darüber lässt sich trefflich streiten. Jedoch der erste Schritt ist bekanntermaßen einer der schwersten… und es sollten weitere folgen!